Drehmomentscharnier: Der verborgene Held des Industriedesigns

Industriedesign ist vor allem eins: praktisch! Denn Produkte, die von Industrie Designern tagtäglich entworfen werden, sollen später einmal in Masse produziert werden. Dabei will Industriedesign mehr als nur praktikable Lösungen für allerhand Anwendungen liefern, auch Gestaltung und Ästhetik spielen beim Entwurf industrieller Designs eine Rolle. Um den hohen Ansprüchen der Abnehmer gerecht zu werden, braucht es deshalb mehr als etwas Blech und ein paar Schrauben.

Ein leicht zu übersehenes, dennoch sehr wichtiges Bauteil im Industriedesign ist das Drehmomentscharnier. Es ist quasi der verborgene, von Laien wahrscheinlich auch verkannte, Held unter den Bauteilen, weshalb wir ihm einen eigenen Artikel widmen.

Entwicklung moderner Scharniere mit Drehmoment

Schon weit vor Beginn des industriellen Zeitalters, in der Antike, haben kluge Köpfe an der Herstellung von Scharnieren gearbeitet, um das Öffnen und Schließen von Türen, Truhen, Schatullen und anderen Gegenständen zu ermöglichen. Gefertigt wurden die Scharniere in der damaligen Zeit zunächst aus Leder und Textil, später auch aus Holz und einfachen Metallstücken.

Im Mittelalter wurden Scharniere bereits weiterentwickelt, um den erhöhten Bedürfnissen von Burgen und Kirchen gerecht zu werden. Die Konstruktionen mussten robuster und komplexer werden. Nur so konnte man die massiven Türen und Tore in ihrer Beweglichkeit unterstützen.

Mit der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert wurden Scharniere in großem Maßstab hergestellt, was zu einer breiteren Verfügbarkeit und Standardisierung führte. Dies trug automatisch zur Verbreitung von Scharnieren in verschiedenen Branchen bei.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden verschiedene Arten von Scharnieren entworfen und hergestellt, um spezifische Anforderungen zu erfüllen, wie z.B. die vorab schon kurz erwähnten verdeckten Scharniere, die vor allem in der Möbelindustrie sehr beliebt sind.

Das Drehmomentscharnier wurde später entwickelt, um eine kontrollierte und gleichmäßige Bewegung zu ermöglichen, insbesondere in Anwendungen, wo eine exakte Positionierung oder ein bestimmtes Drehmoment erforderlich ist. Es kombiniert heute die Funktion eines herkömmlichen Scharniers mit einem integrierten Drehmoment, um Bewegungen zu dämpfen, zu kontrollieren und zu vereinfachen.

Drehmomentscharnier-Vorteile

Dadurch, dass die Anforderungen an Präzision und Kontrolle heute gestiegen sind, werden Drehmomentscharniere sehr geschätzt. Dabei wird das Drehmomentscharnier zwar auch von Endverbrauchern eingesetzt, besonders beliebt und geschätzt wird es jedoch in der Industrie. Und zwar flächendeckend: von der Automobilindustrie, über die Elektro-, bis hin zur Möbelindustrie. Alle setzen sie auf ein Bauteil, das Drehmomentscharnier. Warum das so ist? Diese drei Hauptargumente sprechen für die Verwendung des Drehmomentscharniers:

  • Hohes Maß an Effizienz: Im Gegensatz zu herkömmlichen Scharnieren sind Drehmomentscharniere in der Lage, Deckel, Türen und Co. in einem beliebigen Winkel zu halten.
  • Sicherheit: Durch den Einsatz von Drehmomentscharnieren kann verhindert werden, dass es zu unerwünschten Bewegungen wie dem Zuschlagen von Türen kommt. Dies trägt in einem erheblichen Maß zur Sicherheit der Benutzer bei.
  • Sauberes Design: Drehmomentscharniere können zum einen an das Design eines Produkts angepasst werden, beispielsweise durch Anpassung der Oberfläche oder die Verwendung gleicher Materialien, zum anderen können Drehmomentscharniere verdeckt verbaut werden. So stören sie optisch nicht und nehmen auch weniger Platz weg, als es beispielsweise bei einer Deckelhalterung der Fall wäre.

Anwendungsbereiche im Detail

Werfen wir nun noch einen Blick auf die unterschiedlichen Branchen, die das Drehmomentscharnier einsetzen und wofür:

  1. Automobilindustrie: Drehmomentscharniere werden in Autotüren verwendet, um sie sanft zu öffnen und zu schließen. Auch für die Funktion von Motorhauben, Kofferraumdeckel und Klappen für Kraftstoffdeckel ist das Drehmomentscharnier existenziell.
  1. Medizintechnik: In der medizinischen Ausrüstung werden Drehmomentscharniere in chirurgischen Instrumenten, wie z.B. Pinzetten und Skalpellen, eingesetzt, um eine präzise und kontrollierte Bewegung zu ermöglichen.
  1. Luft- und Raumfahrtindustrie: Das Drehmomentscharnier findet in der Luft- und Raumfahrtindustrie Anwendung in Flugzeugklappen, Landeklappen und Steuerflächen, um eine aerodynamische und stabile Bewegung zu jeder Zeit zu gewährleisten.
  1. Möbelindustrie: In ergonomischen Möbeln, wie z.B. Bürostühlen, verstellbaren Schreibtischen und Klappbetten, wird das Drehmomentscharnier verwendet, um eine reibungslose und kontrollierte Bewegung zu ermöglichen.
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